Massenermordung von Geflüchteten an der Grenze zwischen Saudi Arabien und Jemen
Juli 10, 2023
794 tote, mehr als 1700 verletzte Menschen auf der Flucht allein im Jahr 2022 – Dunkelziffer unbekannt. Bombardiert, erschossen, massakriert von saudischen Sicherheitsdiensten – ausgebildet, ausgestattet und finanziert auch von Deutschland.
Jeden Tag werden an der saudisch-jemenitischen Grenze Menschen auf der Flucht routinemäßig von saudischen Sicherheitskräften ermordet – durch Scharfschützen, durch Artillerie, durch automatisierte Grenzbefestigungen mit Selbstschussanlagen.
In einem Friedhof nahe der Grenze sollen sich bis zu 10.000 Leichen befinden – Überlebende wurden durch Schüsse in Beine und Hände gefoltert, Mädchen ab 13 Jahren vergewaltigt und ohne Kleidung zurück in den Jemen gepushbackt – so Recherchen des Mixed Migration Centers.
Die UN & das Mixed Migration Center sind sich einig: Es handelt sich hier um eine besonders tödliche und systematische Gewalt gegen Geflüchtete: Viele werden direkt und wahllos von Beamten getötet, die unter staatlicher Autorität handeln.
Welche Rolle spielt Deutschland?
Seit 2009 (mit kurzer Unterbrechung 2018 – 2020) ist Deutschland an der Ausbildung saudischer Grenzschützer & ihrer Ausstattung beteiligt – auch zugunsten der deutschen Rüstungsindustrie. Denn diese exportiert ausgerechnet Grenzsicherheitssysteme mit Zäunen, Mauern, Bewegungsmeldern, Kameras, Bodenradar und Satellitenüberwachung. Ein Milliardengeschäft.
2020 sagte der damalige Unions-Fraktionsvorsitzende: „Sichere Grenzen im arabischen Raum seien im außen- und sicherheitspolitischen Interesse Deutschlands”. Die Grünen kritisierten das Programm damals aus der Opposition, doch im letzten Jahr stiegen die Rüstungsexporte nach Saudi Arabien unter der neuen Bundesregierung an.
Die Berichte der Vereinten Nationen wurden bereits im Oktober 2022 veröffentlicht- eine internationale Reaktion bleibt bisher aus. Es wird einfach geschwiegen.
Es ist zwar richtig, dass unser Fokus in Deutschland auf unserer konkreten Verantwortung für die Toten an den europäischen Außengrenzen liegt, doch deswegen darf man in anderen Regionen nicht einfach wegschauen. Besonders dann nicht, wenn mit Profiten für deutsche Konzerne massive Menschenrechtsverletzungen einhergehen. Die Entmenschlichung von Geflüchteten ist ein weltweites Problem- es ist die Aufgabe einer feministischen Außenpolitik dagegen anzukämpfen.
Quelle: Mixed Migration Center
Medico International, Kerem Schamberger
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