Offener Brief Lesbos: Grundversorgung im Geflüchteten-Camp – Diese humanitäre Krise ist so vermeidbar wie politisch erzeugt

Dezember 20, 2023

Lager Lebensmittelverteilung Lesbos

Seit Mai 2023 werden im Mavrovouni Camp auf Lesbos zwischen 120 und 800 Menschen offiziell von der Essensausgabe ausgeschlossen. Betroffen von der aus humanitärer Sicht stark vernachlässigenden Praxis sind alle Personen, die sich nicht mehr in einem Asylverfahren befinden, von den Behörden also einen positiven oder negativen Bescheid erhalten haben.

“Seit acht Monaten übernehmen wir gemeinsam mit den Organisationen Refugee Relief Doro Blancke, Europe Cares e.V. und Siniparxi die Versorgung von allen Menschen aus dem Camp, die keine Grundnahrungsmittel mehr erhalten.”, sagt Patrick Münz von der Organisation LeaveNoOneBehind. “500 Menschen für sieben Wochen zu versorgen, kostet uns über 20.000 Euro. Es kann nicht sein, dass wir als Zivilgesellschaft diese absichtlich erzeugte Versorgungslücke schließen müssen.”
“Da es keine organisierten Transporte oder sonstige Unterstützung durch die Regierung gibt und das griechische Integrationsprogramm Helios bereits seit 1. Oktober 2023 auf Eis liegt, können die meisten Menschen das Camp und die Insel nicht einfach verlassen und es ist unmöglich, von heute auf morgen eine eigene Wohnung oder bezahlte Arbeit zu finden“, ergänzt Doro Blancke, die selbst eine der humanitären NGOs auf Lesbos leitet.

Die NGOs wenden sich nun mit einem offenen Brief an die EU-Kommission, das EU-Parlament und den griechischen Migrationsminister.
“Den EU-Vertreter*innen und auch den staatlichen Behörden in Griechenland ist seit Monaten bewusst, dass wir hier eine Lücke füllen, die sonst zu einer humanitären Katastrophe führen würde. Ihnen ist auch bewusst, dass wir als spendenfinanzierte NGOs diese Aufgabe nicht für immer erfüllen können“, erklärt Münz.

Die vier unterzeichnenden NGOs schließen den offenen Brief mit einer klaren Aufforderung an die Adressat*innen zur Verantwortungsübernahme. Zwar sieht sich Griechenland mit der Aufnahme der ankommenden Geflüchteten nach wie vor von den anderen EU-Mitgliedstaaten alleine gelassen. Dennoch müsse es möglich sein, Grundwerte und humanitäre Pflichten aufrechtzuerhalten und politische Konflikte nicht auf dem Rücken Schutzsuchender auszutragen.

Anhang:

Open Letter Lesbos

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