Am 14. Juni jährt sich der Schiffbruch von Pylos, bei dem über 600 Menschen ihr Leben verloren. Doch statt angebrachter Aufarbeitung von dem, was in griechischen Gewässern unter Beihilfe der griechischen Küstenwache geschah, läuft seit nun einem Jahr ein zermürbendes gerichtliches Verfahren gegen 9 willkürlich ausgewählte Überlebende des Unglücks.

Was ist vor nun fast einem Jahr vor der Küste von Pylos passiert?

In den frühen Morgenstunden des 14. Juni 2023 ereignete sich eines der tragischsten Schiffbrüche der letzten Jahre.

Das Fischerboot “Adriana” hatte über 750 Menschen an Bord, als es in Seenot geriet. Am 13. Juni wurde das Boot vom Aktivisten Nawal Soufi erstmals entdeckt und gemeldet. Der Motor fiel schon Tage vorher aus, die 750 Menschen befanden sich in Seenot, in griechischen Gewässern. Nawal gibt die Koordinaten des Bootes durch, die italienischen Behörden informieren die griechische Küstenwache… und dann?

Mehrere Handelsschiffe finden das Fischerboot, versuchen Trinkwasser rüberzureichen. Und die griechische Küstenwache? Die kommt, aber ohne Rettungsboot. Das Patrouillenschiff 920 der Hellenic Coast Guard (HCG) wirft stattdessen ein Seil auf die Adriana und bindet beide Schiffe aneinander.

Kurz nach 2 Uhr morgens am 14. Juni 2023 neigt sich das Fischerboot mit den 750 Menschen an Bord plötzlich stark nach rechts und kentert wenige Sekunden später. Menschen fallen ins Wasser, das Boot geht kurz darauf vollständig unter. Nur 104 der 750 Menschen überleben.

Statt die Ursache des Unglücks jedoch verantwortungsbewusst aufzuarbeiten, suchten sich die griechischen Behörden direkt nach dem Vorfall einfach neun der Überlebenden als Schuldtragende aus, nannten sie “Schmuggler” und brachten sie ins Gefängnis. Dieses Vorgehen steht stellvertretend für die zunehmende Kriminalisierung Geflüchteter und die Verwischung von Verantwortlichkeiten durch die Küstenwache und den Grenzschutz.

Am 21.5.2024 findet der Prozess der Pylos 9 im Gericht in Kalamata statt. Die Absurdität, die Ungerechtigkeit und die Unmenschlichkeit dieses Verfahrens sind unbeschreiblich. Und deshalb lassen wir diesem Vorgehen nicht hinter verschlossenen Türen seinen Lauf nehmen, sondern:

Benennen die Verantwortlichen, laut und öffentlich, so lange, bis sie zur Rechenschaft gezogen werden

Sammeln Spenden für das Anwaltsteam der Pylos 9, damit sie ihre Arbeit weitermachen können und dieses ungerechte Schicksal abwenden können

Gemeinsam mit dem griechischen Kollektiv OmniaTV und deren Kampagne #It_is_our_duty stellen wir uns an die Seite der Angeklagten und finanzieren ihre gerichtliche Vertretung. Hast du 9 Euro übrig und willst dabei sein? Dann zeig dich solidarisch und spende deine 9 für die Pylos 9!

Willst du mit uns Teil einer Bewegung für ein solidarisches Europa sein und unsere Einsätze langfristig ermöglichen? Dann werde jetzt LNOB-Fördermitglied!



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